Die systemische Therapie

 

Systemische Therapie und Beratung ist ein Oberbegriff, der eine Vielzahl von therapeutischen Richtungen und Konzepten umfasst, die alle eines gemeinsam haben:

 

Die systemische Sichtweise. Die Perspektive im therapeutischen Gespräch ist nicht nur auf das einzelne Individuum gerichtet, sondern auf das System, in dem es lebt und gelebt hat. Und sie versteht jeden Menschen auch als Resultat seiner (primären) Beziehungen und Bindungen. Daraus haben sich verschiedene Techniken und Methoden entwickelt, die heute für die therapeutische und beratende Arbeit mit Paaren und Familien angewendet werden.

 

Die Systemische Therapie stellt neben Psychoanalyse, Verhaltenstherapie und den humanistischen Therapien eine weitere bedeutende Therapieform dar. Sie hat sich aus der Arbeit mit Familien entwickelt, beginnend in den 50'er Jahren mit Familien mit einem schizophrenen Mitglied.

 

Theoretische Grundlage heutiger Systemischer Therapie sind die Kommunikationstheorie, die Kybernetik, die Systemtheorie und der Konstruktivismus. Das familiäre System bzw. das organisatorische System eines Unternehmens wird als Ressource angesehen, auf dem aufbauend das einzelne Mitglied sowohl seine Fähigkeiten und Stärken entwickeln, als auch Verhaltensstörungen entwickeln kann. Zeigt ein Mitglied der Gruppe psychische oder Verhaltensauffälligkeiten, so wird der Betreffende als Symptomträger für das Gesamtsystem betrachtet. Dies kann sich beispielsweise in typischen privaten Konflikten mit dem Partner oder in immer wiederkehrenden Problemen mit Kindern oder Kollegen zeigen.

 

Systemische Therapie ist an Beziehungsprozessen der Personen interessiert, die an der Entstehung und Aufrechterhaltung eines Problems beteiligt, und daher auch für Veränderungs- und Lösungsprozesse von Bedeutung sind. Dazu gehören nicht unbedingt nur Familienmitglieder, auch andere Personen oder Institutionen können von Bedeutung sein (die beteiligten Personen müssen bei einer Systemische Therapie jedoch nicht unbedingt anwesend sein). 

 

In der Entwicklung von Familientherapie und systemischem Denken kam es zur Ausbildung verschiedener Richtungen, wobei die Haltung des systemischen Therapeuten mal mehr die eines direktiven Experten (z.B. strategische und strukturelle Familientherapie) oder die eines Partners (z.B. konstruktive, narrative und lösungsorientierte Ansätze) sein kann.

 

In systemischen Therapien werden oft metaphorische (bildhafte, symbolische) Techniken eingesetzt, insbesondere sogenannte Skulpturen. Dabei werden beispielsweise Familienmitglieder von einer Person derart im Raum aufgestellt, so dass die Position und Haltung der Mitglieder ein Bild ihrer familiären Beziehungen ergibt. Das mittlerweile recht bekannte "Familienstellen nach Hellinger" stellt eine spezifische Variante dieser Technik dar, die in Fachkreisen zum Teil sehr kritisch gesehen wird.

 

Die Weiterentwicklungen zur Systemischen Therapie kennen bis heute keine dezidierte Störungslehre bzw. wird eine Diagnostik von „Störungen“ oder gar „psychischen Krankheiten“. Soziale oder psychische Auffälligkeiten werden nicht als „krank“ bzw. pathologisch sondern als prinzipiell verstehbare Reaktion auf Probleme oder Anforderungen gesehen, die gelegentlich selbst problematisch sein können. In irgend einem Kontext hat sich dieses als problematisch empfundene Verhalten einst bewährt und hat vielleicht auch heute noch seine Funktion, ohne dass es demjenigen bewusst ist.

 

Verwendet werden in der systemische Gesprächsführung "zirkuläre" Fragen sowie weitere Frage- und Interventionstechniken, die gleichermaßen dazu dienen, das Problem und die eigene Sicht darauf zu erkennen und diese zu "verstören" und somit neue Sichtweisen und Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen. Symptome sind aus der systemischen Perspektive Bedürfnisinformationen, die jemand in bestimmten Kontexten und Beziehungen entwickelt hat, um die Beziehungen zu Menschen nicht zu gefährden, von denen sich derjenige/ diejenige als abhängig erlebt.

 

Die Systemische Therapie arbeitet neben Familien auch mit Einzelpersonen, Paaren und Organisationen. Im Gegensatz zu vielen anderen Therapien können die Sitzungen in unregelmäßigen und oft größeren Abständen stattfinden, dies richtet sich nach dem Bedarf des Klienten.

 

 

Eine gut verständliche weiterführende Beschreibung der Systemischen Therapie sowie der Entwicklung der Systemischen Familientherapie aus der klassischen Familientherapie finden sie hier als PDF zum downloaden oder öffnen sie die Datei lediglich, um den Text auf dem Bildschirm zu lesen, ohne ihn abzuspeichern:

Systemische Therapie - Eine Einführung.
systemisch-Definition.pdf
Adobe Acrobat Dokument 28.4 KB